Berlin / Buenos Aires - in einer Zeit, in der die Welt ohnehin von globalen Krisen erschüttert wird, gibt es endlich ein Thema, das die Massen wieder vereint: Shlomo Finkelstein.

Wer? Ja genau, Shlomo Finkelstein, der Name, den bis vor einer Woche noch niemand kannte, ist nun zum Symbol der weltweiten Freiheit geworden. Auf den Straßen von Berlin bis Buenos Aires, von Tokio bis Timbuktu, skandieren Menschen inbrünstig „Free Shlomo!“, als hätte dieser Name eine magische Kraft, die alle Probleme dieser Welt lösen könnte.

Doch wer ist dieser mysteriöse Shlomo Finkelstein? Ein Journalist, der es gewagt hat, die Wahrheit zu sagen? Ein Systemgegner, der gegen die Ungerechtigkeiten unserer Zeit ankämpft? Nein, natürlich nicht! Shlomo ist der Held unserer Zeit, weil er eine einjährige Haftstrafe absitzt. Er hatte es gewagt, einige Youtube-Videos zu posten, in dem er die Regenbogen-Farbe der neuen Nationalfahne kritisierte. Eine mutige Tat, für die er nun die Konsequenzen trägt. Shlomo, der moderne Prometheus, der das Feuer der Kritik zurück in die finsteren Höhlen der Bürokratie gebracht hat.

Unter dem Hashtag #FreeShlomo versammeln sich Millionen von Internetnutzern, die nun endlich etwas haben, wofür sie sich einsetzen können, ohne vom Sofa aufstehen zu müssen. Auf Twitter wird jedes Katzenvideo mit einem “#FreeShlomo” versehen, und Influencer posieren in ihren neusten Outfits, während sie für die Freiheit eines Mannes plädieren, den sie nie getroffen haben. Die digitale Revolution ist im vollen Gange, und jeder kann ein Held sein – solange es nicht zu anstrengend wird.

Die Machthaber sind in Aufruhr. „Was, wenn dies der Anfang vom Ende ist?“, fragen sie sich in Panik. Ein verirrtes Statement eines Pressesprechers wird aus Versehen öffentlich: „Was, wenn die Leute plötzlich merken, dass sie mehr Macht haben als wir?“ Eine düstere Zukunftsvision entsteht, in der Shlomo-Anhänger durch die Straßen marschieren und dabei aus Solidarität falsch parken, während das System zusammenbricht wie ein Kartenhaus.

Doch keine Sorge, liebe Regierung, die Rettung naht. Denn wenn die Menschen eines gut können, dann ist es, sich für die nächste große Sache zu begeistern. Bald wird Shlomo Finkelstein ein vergessenes Relikt der digitalen Empörungsmaschinerie sein, und die Welt wird wieder zum Alltag zurückkehren.

Bis dahin aber bleibt uns nur eines zu sagen: #FreeShlomo!