Erding - Eltern Johannes und Annika Rehmelt haben sich ihren Traum erfüllt und leben mit ihren beiden Kindern, jeweils 6 und 8 Jahre alt, in einem kleinen Einfamilienhaus in der Nähe von Erding. Doch wie bei einigen anderen Familien verbirgt sich hinter dem Idyll eine Schattenseite, denn Familie Rehmelt lebt in vielerlei Hinsicht gerade so unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Wir haben die mutmaßlichen Extremisten begleitet und zeigen, wie das perfide System funktioniert!

Samstag, 9 Uhr morgens in Erding, die Februarsonne ist bereits aufgegangen und Familie Rehmelt kommt am Frühstückstisch zusammen. Ihr Haus haben sie erst vor wenigen Jahren bauen lassen. Den Kredit haben sie bereits zu einem Drittel abbezahlt. Mutter Annika erzählt lächelnd vom Abenteuer Baustelle:

“Die Kinder sind richtig zu kleinen Bauherren mutiert. Wir haben einige Diskussionen mit den Architekten gehabt, aber er hat uns kompetent durch den Prozess geführt. Bei so vielen Bauvorgaben der Gemeinde verliert man schnell den Überblick. Er hat es uns ermöglicht unser Traumhaus zu bauen und dabei dennoch alle 25.000 deutschen Bauvorschriften einzuhalten.” Die Selbstverständlichkeit mit der Annika ihr Ringen mit den Bauvorschriften schildert macht mich nervös. Offensichtlich haben sie ihr Haus genau so groß gebaut, wie gerade noch erlaubt. Ich frage mich still, ob Gebäude gerade so unterhalb der Strafbarkeitsgrenze gebaut wurde doch lieber abgerissen werden sollten.

Die Kinder erzählen Mama Annika vom Schulstress, während Papa Johannes, der als selbstständiger Immobilienmakler tätig ist, dem BienenKurier von seinen Arbeitsalltag berichtet. Auch heute wird er ins Büro fahren und einige Dinge erledigen, sagt er. Aber nur kurz, denn am Nachmittag will er mit den Kindern in den Streichelzoo. Er wirkt durch und durch wie ein liebevoller Familienvater.

Kaum im Auto zeigt Rehmelt eine andere Seite. Während der Fahrt zum Büro fährt der 38-jährige genau 50km/h. Damit liegt er innerorts gerade so an der Strafbarkeitsgrenze. Darauf angesprochen sagt er: “Ich sehe das Problem nicht. Es ist 50 und ich fahre 50. Wem nutzt es, wenn ich auf 45 runtergehe?” Offenbar ist er sich keiner Schuld bewusst. Viele Feinde der Straßenverkehrsordnung wissen ganz genau, was auf den deutschen Straßen gerade noch so unter das Tempolimit fällt!

Im Büro angekommen geht es für Johannes direkt an den Schreibtisch, der Monatsanfang ist von den Steuern geprägt. Er muss die Umsatzsteuer an das Finanzamt überweisen. Ich schaue ihm gespannt zu, denn auch beim BienenKurier klopft das Finanzamt gerne an, doch mir fällt auf: Johannes trägt nicht nur die Einnahmen zusammen, sondern auch die Ausgaben, die im vergangenen Monat im Bürobetrieb oder bei Fahrten zum Kunden angefallen sind. Diese setzt er ab und sorgt so dafür, dass er keinen Euro mehr an Steuern zahlt, als er muss. Was für den ein oder anderen Leser wie das Normalste der Welt wirkt ist bei genauerer Betrachtung wieder ein Fall bei dem sich Johannes gerade so am Rande der Strafbarkeit bewegt.

Wir fragen ihn: “Warum nicht eine Pufferzone anlegen und ein paar Euro mehr zahlen?” Seine Antwort: “Ich sehe das Problem nicht! Ich zahle genau den Betrag, den das Finanzamt von mir verlangt. Das möglicherweise gesparte Geld fließt doch ohnehin wieder in den Wirtschaftskreislauf und wird dort noch doppelt und dreifach nachbesteuert.” Wieder blockt Johannes ab.

Ich fürchte, dass wir an dieser Stelle nicht weiterkommen. Wie es scheint haben viele Menschen die Einstellung, dass es okay ist sich genau an das Gesetz zu halten. Selbst mitten im Bürgertum scheinen solche Ansichten tief verankert zu sein. Ministerin Paus wird einiges an Arbeit vor sich haben, um die Gesellschaft dahingehen umzukrempeln.