Solingen - Noch im Trubel um den schrecklichen Anschlag in Solingen kam es zu einer furchtbaren Panne bei der Fahndung, welche zu einer beispiellosen Überlastung des Polizei-Notrufs führte. Der Hintergrund? Das öffentliche Täterprofil, welches von der Polizei erstellt und durch die Bild-Zeitung herausgegeben wurde hat für die Beamten eine regelrechte Katastrophe verursacht.

Am frühen Vormittag veröffentlichte die Polizei eine Fahndung nach einem Verdächtigen, dessen Beschreibung, so glaubte man, präzise genug sei: “Männlich, etwa 1,80 groß, dunkle Haare, Bart, zwischen 25 und 35 Jahre alt.” Doch was als routinemäßige Aktion gedacht war, entwickelte sich schnell zum Desaster.

Innerhalb weniger Minuten liefen die Telefone heiß. Bürger aus allen Ecken Solingens meldeten sich zahlreich bei der Polizei und glaubten, den gesuchten Mann erkannt zu haben – sei es auf der Straße, im Supermarkt oder gar im eigenen Spiegelbild. In Windeseile hatten sich die Telefonanlagen der Polizei in eine Art Glühofen verwandelt, als das Netzwerk den Fluten der Anrufe nicht mehr standhalten konnten. Nach nur zwei Stunden war das System schließlich überlastet und fiel komplett aus.

Das Problem: Die Beschreibung des Gesuchten passte offenbar auf eine erschreckend hohe Anzahl der neuen Mitbürger in Solingen. “Wir hatten einfach nicht damit gerechnet, dass unsere Stadt über so viele bärtige, dunkelhaarige Männer in diesem Altersbereich verfügt”, erklärte ein sichtlich gestresster Polizeisprecher. “Es scheint, als ob jeder zweite Mann in Solingen ins Fahndungsraster passt.”

Doch die Geschichte hat ein Happy End – zumindest aus technischer Sicht. Nach einigen Stunden gelang es den IT-Spezialisten der Polizei, das System wieder zum Laufen zu bringen. Seitdem funktionieren die Notrufnummern wieder, und die Bürger können beruhigt sein: Solingen ist wieder sicher.

Allerdings hinterließ der Vorfall bleibenden Eindruck bei den Ordnungshütern. In einem internen Memo, das versehentlich an die Presse durchsickerte, heißt es, die Polizei erwäge künftig, neben dem Vornamen auch den Nachnamen der Verdächtigen zu veröffentlichen. “Wir hoffen, dass es dann nicht zu so vielen Anrufen kommt”, so der Sprecher weiter. “Doch man darf gespannt sein, wie viele Herrn Müller, Schmidt oder Özdemir sich dann angesprochen fühlen werden.”

Einige Stimmen aus der Bevölkerung witzeln bereits darüber, dass demnächst vielleicht auch Augenfarbe, Schuhgröße oder Lieblingspizza in die Fahndung aufgenommen werden. Solingen bleibt also nicht nur sicher, sondern auch humorvoll – denn, so eine Bewohnerin: “Wenn der Verdächtige wirklich so häufig vorkommt, kann er ja kein schlechter Kerl sein.”

Ob die Polizei ihre neue Fahndungstaktik umsetzt, bleibt abzuwarten. Bis dahin wird in Solingen wohl weiterhin fleißig spekuliert, wer der mysteriöse Mann mit Bart sein könnte – und ob die Stadtverwaltung bald die Produktionszahlen für Rasierer erhöhen muss.