Berlin - Eine Woche nach der ungekürzten Veröffentlichung der RKI-Files spalten sich die Gemüter darüber, ob nun ein Skandal zu Tage gefördert wurde oder nicht. Einigkeit besteht hauptsächlich darin, dass eine maximal starke Meinung bei gleichzeitig minimaler Lesewilligkeit mehr als angebracht ist. Die Wut derer, die einen handfesten Skandal wittern, richtet sich nicht in erster Linie gegen das RKI selbst, sondern gegen die angeblich nach der Weisung des RKI handelnden Minister Jens Spahn und Karl Lauterbach, welche die wissenschaftlichen Empfehlungen oft ausgelegt haben, um die eigenen Maßnahmen zu rechtfertigen.

Die beiden melden sich nun zu Wort und kontern Forderungen nach Aufarbeitung und Konsequenzen mit Rückgriff auf die heilige Bibel: “Wer frei von Schuld (an massiven Grundrechtseinschränkungen) ist, der werfe den ersten Stein!” So lautet es in einem gemeinsam veröffentlichen Statement zur Causa am Montag. Weiter heißt es, dass man “Aufarbeitung und Konsequenzen” grundsätzlich befürworte, aber doch bitte bei dringlicheren Themen, wie den Jugendlichen auf Sylt von denen nach wie vor niemand hinter Gittern sitze.

Für Spahn als Christdemokraten, welcher kürzlich noch am Bundeskongress der US-Republikaner ( RNC) teilnahm und dort vermutlich noch einmal biblisch eingenordet wurde, ist ein solcher Verweis vielleicht noch glaubhaft. Karl Lauterbach hingegen hat in der Vergangenheit nur selten als im christlichen Sinne frommer Mann auf sich aufmerksam gemacht. Allenfalls ist zu bemerken, dass es für ihn jeden Freitag Fisch, Lachsfisch mit Spinat und andere fischvegetarische Gerichte gibt.

Ob die Anrufung Jesu Christi die Emotionen und hitzigen Gemüter abkühlen lassen wird, ist unklar.