Rödental - Eigentlich sollte es nur eine Mutprobe an einem geselligen Spieleabend sein, doch es endete mit einem Direktflug nach Tunesien. Der 29-jährige Mehdi Saied ist seit fast zehn Jahren in Deutschland und fühlt sich hier gut aufgehoben. Nachdem er in Kulmbach sein Abitur nachgeholt hatte ist er ins nahegelegene Rödental in Oberfranken gezogen, um einer Arbeit als Lagerist nachzugehen. Auch Frau und Familiengründung lagen zum Greifen nahe.
Doch wegen einer dummen Mutprobe sollte nun alles anders kommen! Als er am Samstag Abend, kurz vor Mitternacht, mit seinen Freunden Anas und Sami zusammensaß und über die Remigrationspläne der AfD sprach hat er sich mutig gegeben und behauptet, dass er keine Angst für Sellner, Höcke noch irgendeiner Remigrationsoffensive habe. Daraufhin forderte man ihn auf ins Badezimmer zu gehen, die Tür zu schließen, in den Spiegel zu sehen und dreimal “Remigration” zu sagen. Zunächst lehnte er ab, aber nach lautem Gelächter und Schmähungen, dass er sich nicht trauen würde, ging er beherzt nach oben ins Bad.
Als er die Tür hinter sich schloss hatte er bereits ein ungutes Gefühl und überlegte, ob er einfach so tun sollte, als habe er es gesagt. Doch “mein Ehrgefühl hielt mich davon ab”, bereut er heute. Im Bad war es kalt und unbehaglich, er wollte die Sache schnell hinter sich bringen. “Remigration… Remigration”, flüstert er und noch einmal - “Remigration”. Plötzlich flackert das Licht und eine Windböhe schlägt gegen das Fenster.
Das zuvor kalte Bad ist auf einmal wohltemperiert. Als Mehdi wieder in den Spiegel schaut sieht er hinter sich ein Gesicht, doch bevor er sich umdrehen kann wird ihm schwarz vor Augen. Als er wieder zu sich kommt steht er mit gepackten Koffern am Erfurter Flughafen.
Für ihn ist es jetzt zu spät, aber er möchte andere warnen, dass sie sich an ihm kein Beispiel nehmen. Er mahnt: “Wenn euch euer Aufenthalt in Deutschland wichtig ist, dann tut nicht, was ich getan habe!”